Pressemitteilung zur Sitzung des Kreiselternrates vom 17. Februar 2020

22.02.2020, Landkreis – Qualifizierte Schulbegleiter gehören zum Alltag vieler Klassen in der Primar- und der Sekundarstufe I. Ihre Unterstützung ermöglicht Kindern und Jugendlichen mit einer körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigung den Besuch einer Regelschule. «Ein Drittel der Schulen im Landkreis Verden hat aktuell keine Schulbegleiter», berichtete Peter Genée im Kreiselternrat (KER). Das soll sich in naher Zukunft ändern.

Der Leiter des Kreis-Fachdienstes Jugend und Familie nutzte die Sitzung des Gremiums in Verden, um den aktuellen Prozess zur Weiterentwicklung der Schulbegleitung vorzustellen. Diese ist bislang noch einzelfallbezogen. Soll heißen: Eltern müssen sie für ihr Kind beantragen. Ist sie bewilligt, ist die Begleitung dann auch nur für das eine Kind zuständig.

Nach der Umstellung, angepeilt für das kommende Schuljahr, sollen die Schulen eigene Kontingente erhalten, um die Begleitung nach eigenem Ermessen in den Klassen individuell einzusetzen. Auf diese Weise, so die Idee, entgehen Kinder mit festgestelltem Förderbedarf einer Stigmatisierung. Gleichzeitig kommen solche, bei denen die Erfordernisse nur vermutet werden, in den Genuss der
Unterstützung. Zudem müssen sich Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung nicht mehr mit Anträgen herumschlagen.

Bis dahin, das machte Peter Genée deutlich, ist allerdings noch vieles zu regeln. So muss das neue System flexibel sein. Das geht nur, wenn der Landkreis einen Teil des Geldes zurückhält, um daraus zusätzliche Bedarfe finanzieren zu können. Aber welche Aufteilung ist hier sinnvoll? Und wie wird überhaupt ermittelt, wie viel der Landkreis investieren muss? Fragen, die der Arbeitskreis Ressourcen bis zum Sommer beantworten soll. Ein straffer Zeitplan, dem die Zuhörer im KER durchaus mit Skepsis begegneten.

Für die Einführung in das komplexe Thema hatte Genée geballte Fachkompetenz mitgebracht: zum einen seine Kollegen Gabriele Kruse und Ralf Baethke, zum anderen Prof. Dr. Holger Lindemann. Der Diplom-Pädagoge hat in den vergangenen Jahren die Arbeit der AG Inklusion an Oldenburger Schulen koordiniert und unterstützt nun den Landkreis Verden bei der Neuausrichtung der Schulbegleitung.

Lindemann führte die zahlreichen Zuhörer, neben Eltern auch Lehrkräfte und Schulbegleiter, in die Thematik ein. Die wiederum ist eng verknüpft mit dem Recht aller Menschen auf Teilhabe. Die viel
zitierte Inklusion meint im Bildungsbereich dabei nicht (nur) das barrierefreie Herrichten von Gebäuden. Sie beschreibt auch das Einbinden des Kollegiums und der Elternschaft in die unterschiedlichen Prozesse.

So ist es nur folgerichtig, dass auch der Landkreis schon an der Vorbereitung der sogenannten infrastrukturellen Schulbegleitung möglichst viele Akteure beteiligen möchte. «Jeder von Ihnen kann
zur nächsten Sitzung des Arbeitskreises Ressourcen kommen», lud Genée die Zuhörer ein. Die Gruppe hat unter anderem die Aufgabe, Konzepte zu erarbeiten für die gerechte Verteilung der
Schulbegleiter auf die Schulen. Nach welchem Schlüssel das erfolgen soll, wie Einsatzpläne und Verträge gestaltet sein müssen, all das ist noch in der Diskussion.

Sicher ist, das betonte Ralf Baethke, dass auch im Rahmen der infrastrukturellen Betreuung das Recht auf eine individuelle Begleitung besteht. Eltern bleibt es also unbenommen, entsprechende
Anträge stellen. Die Bewilligung hängt aber davon ab, inwieweit der Anspruch auf Teilhabe an Bildung durch die infrastrukturelle Schulbegleitung bedarfsdeckend gewährleistet ist.

Die Erfahrung anderer Städte und Kreise, darunter Oldenburg, Ritterhude und Lübeck, habe jedoch laut Genée gezeigt, dass das neue System funktioniere. Lindemann ergänzte: «Die Schulen sind
erstmals zufrieden. Und die Anbieter auch, weil sie Planungssicherheit haben.»

Fest steht auch: Das neue System wird kommen. Genée machte keinen Hehl, dass auch im Landkreis Verden die Zahl der Anträge auf Schulbegleitung steigen. Waren im Jahr 2004 lediglich 12 Schulbegleitungen im Einsatz, weist die Statistik für 2019 131 Fälle auf. So erfordert auch der zunehmende Kostendruck ein Umdenken der Kommunen.

Günstiger als jetzt wird die Schulbegleitung nach dem neuen Modell aber wohl nicht. Der Fachdienstleiter rechnete gar mit erhöhten Leistungen um etwa ein Drittel. 

Weitere Informationen unter http://jugend.landkreis-verden.de. Darüber kann bei Interesse an der Mitwirkung an einem Arbeitskreis auch ein Kontakt zum Fachdienst hergestellt werden. 

 

Kreiselternrat Landkreis Verden

Die Vorsitzende

 

Silke Garbelmann

 

 

download